Stolpersteine in Lauterecken - gegen das Vergessen
14 Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig erinnern seit 2014/2015 vor der Apotheke, Veldenzplatz 3, und am Platz des früheren Hauses Löb, Hauptstraße 44, an die jüdischen Familien Spiegel, Löb und Frank, die im Dritten Reich ermordet, in den Freitod getrieben oder zur Emigration gezwungen wurden. Die Erinnerungssteine wurden dankenswerterweise von Apotheker Gerhard Heil gestiftet.
Die Schicksale
Die Juden, die sich seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in Lauterecken angesiedelt hatten, gehörten zur jüdischen Gemeinde Odenbach, wo sie auch die Synagoge besuchten.
Der bei Soest geborene jüdische Apotheker August Samuel Spiegel war seit 1889 Inhaber der von Christian Landmesser 1886 erbauten Schlossapotheke. Über 40 Jahre wirkten die Spiegels in Lauterecken. Die angesehene Familie war sozial sehr engagiert. Im Jahr 1930 verkauften sie das Anwesen an den Apotheker Schultz und zogen nach Wiesbaden. Im August 1942 – er war 82, sie fast 80 Jahre – wurden sie aufgefordert sich zur Deportation bereitzuhalten. Daraufhin nahmen sie sich am 25. August das Leben. Laut ihrem Abschiedsbrief hatten sie diesen schweren Entschluss bereits 1940 gefasst. Ihre Tochter konnte in die USA emigrieren, ein Sohn starb in Wiesbaden.
Vor die Apotheke wurden auch die Stolpersteine platziert, die an die Fam. Frank aus der Burgstraße 11 erinnern. Sie konnten rechtzeitig in die USA emigrieren. Ein weiterer Stolperstein erinnert hier an den 1942 in Lauterecken hingerichteten polnischen Zwangsarbeiter Johan Lichowski, der eine Beziehung mit einer deutschen Frau eingegangen war.
Unweit des Schlosses stand bis 1963 der Tabakwarenladen des Kaufmanns Albert Löb. Er hatte für sein Land im 1. Weltkrieg gekämpft und ein Auge verloren. Rechtzeitig emigrierte er 1937 mit der Familie in die USA. 2014 berichteten die beiden Löb-Töchter in bewegender Weise von ihrer schönen Kindheit in Lauterecken und der furchtbaren Entwicklung in der Nazizeit. Der Sohn von Mayer Löb aus der Lautertalstraße, Emil, überlebte das Vernichtungslager Auschwitz und starb am 1. April 1943 im Ghetto Theresienstadt. Seine Schwester Jenny, die einen Katholiken heiratete, wurde während der Deportation 1940 vom Bürgermeister nahe Lauterecken versteckt. Jennys Sohn Walter Nesseler starb 1944 im Arbeitslager Lenne in Niedersachsen „an Diphtherie“. 1945 wurde Jenny bei Bombenangriffen in der Saarbrücker Straße verschüttet, konnte aber lebend gerettet werden.
Weitere Infos zu den jüdischen Familien aus Lauterecken siehe hier (Broschüre „Wege - der Erinnerung“, 2014)
Veldenzplatz 3:
Hauptstraße 44: